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Madrid in Spain Video |
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STADT UND LAND MADRID
Majestätisch und vornehm wirkt die nach
Entwürfen des Architekten Sabatini im
Zeitalter der Aufklärung entstandene Puerta
de Alcalá, Triumphbogen und Stadttor – und
ist nicht nur Wahrzeichen einer Stadt wie
Madrid, die der Welt weit offen steht,
sondern für Millionen Besucher aus allen
Erdteilen gleichzeitig auch ureigene Pforte
Spaniens. In der autonomen Verwaltungsregion
Madrid leben 5,5 Millionen Einwohner, davon
rund 3 Millionen in der Hauptstadt. Diese
‘Comunidad’, eine eigene kleine Provinz um
Madrid herum, liegt im geografischen
Mittelpunkt der Halbinsel und grenzt an die
Provinzen und Landschaftsbereiche von
Kastilien und León, die sich im Norden bis
zur Kantabrischen Kordillere hinziehen und
im Westen bis nach Portugal reichen. Im
Süden und im Osten öffnet sie sich zu den
ausgedehnten Ebenen von Kastilien-La Mancha,
die den Reisenden bis hin zu den Stränden
des Mittelmeers bringen. Auf 646 m über dem
Meeresspiegel inmitten der kastilischen
Hochebene gelegen, hat Madrid in seinem
Flughafen Barajas einen seiner
bedeutendeten Verkehrsknotenpunkte für die
49 Millionen Touristen, die Jahr für Jahr
Spanien bereisen. Über das Kernstück der
Stadt erstreckt sich ein weitverzweigtes
Netz von Straßen und Bahnlinien, die jeden
Tag schneller in alle Landeszonen, ins
benachbarte Frankreich oder Portugal oder
bis an die maritime Grenze zu Nordafrika
führen. Umsäumt von eindrucksvollen Bergen
und Landstrichen, herrscht in der Region
Madrid ein gemäßigtes Kontinentalklima:
einmalig schön der Frühling und heiß die
Sommer, der Herbst lang, mild und schillernd
und die Winter nicht allzu kalt, doch mit
schneebedeckten Berggipfeln in nächster
Umgebung als willkommene Ergänzung zur
Freizeitgestaltung.
GESCHICHTE UND KUNSTSCHÄTZE
Die moderne Verwaltungsregion Madrid, die
der Reisende heutzutage vorfindet, blickt
auf eine reiche bedeutungsvolle Geschichte
zurück, die mit Sicherheit den geheimen Reiz
und einen ihrer wesentlichen
Anziehungspunkte darstellen. Die Hauptstadt
selbst hat sehr frühe Ansiedlungen an den
Ufern des Manzanares kennengelernt, doch
erlebte sie ihre Gründung als Stadt erst im
9. Jahrhundert unter Mohammed I., dem 5.
Emir der Omaijaden von Córdoba. Als Zeugnis
jener von Eroberung und
wirtschaftlich-kultureller Blüte
gekennzeichneten Epoche des muslimischen
Spaniens, la España musulmana, verbleibt in
der Stadt noch ein Reststück der maurischen
Stadtmauer. Hier ist heute ein Kulturzentrum
eingerichtet, wo im Sommer Zarzuelas
(musikalische Gattung zwischen Singspiel und
Operette), Theaterstücke und andere
Veranstaltungen im Freien aufgeführt werden.
Zwei Jahrhunderte später gelang es König
Alfons VI., die Stadt für das Königreich
Kastilien zu gewinnen. Von diesem Moment an
entwickelte sie sich - mit ihrem längst
verschwundenen alcázar im Vordergrund - zu
einem wichtigen Bollwerk auf der Seite der
christlichen Königreiche gegenüber den
maurisch besetzten Gebieten. Im Jahre 1110
hält diese Festung der Belagerung durch die
Almoraviden tapfer stand, und 1202 gewährt
König Alfons VIII. das Fuero de Madrid
(urkundlich vom König verbriefte
Sonderrechte), womit die “Comunidad de Villa
y Tierra” gegründet wird. In Madrid werden
die vielen Intrigen um den Thron Kastiliens
eingefädelt, zunächst zum Vorteil von Juana
la Beltraneja und später zugunsten von
Isabella der Katholischen. Zu Zeiten des
spanischen Königs Karl I. und gleichzeitig
deutschen Kaisers Karl V. ziehen die
aufständischen Comuneros durch die Stadt,
und 1561 siedelt sich hier unter Philipp II.
der königliche Hof an. Auf diese Weise
verwandelt sich die Stadt zwangsläufig in
die Hauptstadt eines gewaltigen Weltreiches,
in dem die Sonne nie untergeht: Sie wird zum
Zentrum der damaligen “zivilisierten” Welt.
Zwei große Dynastien – die Habsburger und
die Bourbonen – die bis zum heutigen König
Juan Carlos I reichen – erleben ihre
Lichtund Schattenseiten in dem
hauptstädtischen Madrid, dem “alten
Dörfchen”, das mit den Jahren nun zur
königlichen und erlauchten Hofstadt
emporgewachsen ist. Im Madrid der Habsburger
kann man heute die Plaza Mayor und den
Retiro besuchen; sehenswert bei den
Bourbonen sind der Palacio Real, das Museo
del Prado, die Cibeles oder die Puerta de
Alcalá; diesem Triumphbogen und späteren
Stadttor prägte der aufgeklärte Karl III.,
der mit dem Beinamen “bester Bürgermeister
von Madrid” geehrt wurde, für immer sein
unverkennbares Siegel auf. Straßen und
abermals Straßen und breite Avenidas,
angefüllt mit langer Geschichte. Und eine
Vielzahl der schönsten Kirchen, unter der
Vormundschaft der Kathedrale La Almudena und
der Kirche Iglesia de San Isidro – Symbole
einer Stadt, die Jahrhunderte hindurch für
die christlichen Königreiche zugleich auch
Spiegel der Geistigkeit war. In der
Königsstadt Madrid haben auch die vielen
Wege, die zu den Reales Sitios führen, ihren
Ausgangspunkt: Schlösser, kleinere Paläste
und Pavillons, die sich die Monarchen an
malerischen Plätzen errichten ließen und die
bis heute ihre Grandiosität bewahrt haben.
Das Monasterio de El Escorial, klösterliche
Königsresidenz, nur wenige Kilometer von
Madrid
entfernt am Königsweg nach Ávila entstanden,
ist zweifellos eine Kostbarkeit: ein
gigantisches Bauwerk mitten im Gebirge, von
dessen Höhe aus Philipp II. sein
nimmerendendes Weltreich regierte. Weitaus
lieblicher erhebt sich an den von
romantischer Atmosphäre eingehüllten Ufern
des Tajo das königliche Landschloss Palacio
de Aranjuez, Urbild der Pracht und Eleganz
des damaligen spanischen Hofes, der in
Europa seines überfeinerten Lebensstils
wegen immer Referenz und Empfehlung war. In
den Gefilden eines ausgedehnten Jagdreviers
in unmittelbarer Nähe zur Hauptstadt
angelegt, verkörperte der Palacio del
Pardo das absolute Machtzentrum im Spanien
des Generals Franco; heute wird dieses
Königsschloss von Tausenden von Besuchern
besichtigt und darüberhinaus als Gästehaus
für gekrönte und ungekrönte
Staatsoberhäupter verwendet - unweit des
bescheideneren Palacio de la Zarzuela, wo
König Juan Carlos wohnt, und des Palacio de
la Moncloa, der Residenz des
Regierungspräsidenten. Einen zusätzlichen
Abstecher lohnt unbedingt Alcalá de Henares,
die Stadt, die dank der Gründung ihrer
Universität vom Ende des 15. Jh. bis zum 18.
Jh. ihren höchsten Glanz erlebte. Diese
Universitätsstadt und Geburtsort von
Cervantes, dem universalen Dichter des Don
Quijote, hat einige der herausragendsten
Persönlichkeiten der spanischen Kultur aller
Zeiten hervorgebracht und zählt seit kurzem
zu der selekten Gruppe der Städte, die von
der Unesco zumWeltkulturerbe erhoben wurden.
Mit dieser Ehrung wird das langjährige
Bemühen der Stadt, ihr enormes Kulturgut
wieder zur Geltung zu bringen,
verdientermaßen belohnt. Auf der Reise durch
die Provinz Madrid sollten so malerische
Orte wie die Plaza Mayor von Chinchón oder
die von Colmenar de Oreja nicht versäumt
werden oder gar die unzähligen Madrider
Dörfchen an den Hängen des Gebirges, die
trotz ihrer Nähe zur Hauptstadt immer noch
den Liebreiz ihrer Bergwelt ausstrahlen. |
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NATURGÜTER
Wenn nun die Stadt
Madrid
das unumstrittene Zentrum für Verwaltung und
Handel ganz Spaniens ist, mit dem
Schwerpunkt im Gebäudekomplex Azca rund um
die Castellana und in seinem Industriegürtel
im Süden der Metropole, so ist es nicht
weniger richtig, dass das Land Madrid, das
heißt seine Provinz, ein wahres ökologisches
Paradies darstellt, das überwältigende
Naturgebiete und eine dynamische Agrikultur
vorzuweisen hat, die in den letzten Jahren
mehrere gastronomische Produkte mit eigener
Herkunftsbezeichnung (D.O.) entwickelt hat.
Wenn Madrid zudem die institutionelle
Hauptstadt ist, die Parlament, Regierung und
König beherbergt, so ist es nicht minder
richtig, dass diese Großstadt die
begrünteste Hauptstadt Europas ist dank
ihrer beiden herrlichen ‘grünen Lungen’: die
Gärten Jardines del Buen Retiro und das
Erholungsgebiet Casa de ampo, denen
noch eine Vielfalt von Parks und Grünflächen
folgen. Nur einen Steinwurf weit entfernt
von den architektonischen Sehenswürdigkeiten
und den breiten, belebten Avenidas der
Großstadt bietet die Provinz Madrid
ihrerseits besonders begünstigte
Landschaftsbereiche, die mehr und mehr
amtlichen Schutz genießen und diese
spanische Region mit ihrem ungestörten
Naturhaushalt in eine der ökologischsten
Europas verwandelt haben. Unzählig sind die
grünen Routen durch die Provinz Madrid und
das Angebot – Wandern, Bergsteigen und
Klettern, Rad- und Reitausflüge – ist
weitgefächert. El Circo y la Laguna de
Peñalara, eine Gletschersenke mit ihrem
Gebirgssee, bescheren die stille Schönheit
des Hochgebirges; die saubere Luft und das
konstante Grün wetteifern mit den
kapriziösen Formationen des Gesteins und dem
Schillern des Wassers. Ein Gleiches
geschieht in der bizarren Bergwelt La
Pedriza, wo um den Flusslauf des Manzanares
idyllische Plätze zum Vorschein kommen. Für
die Freunde der Baumkulturen überrascht der
Buchenwald Hayedo de Montejo, das Tal Valle
de la Fuenfría und der Waldbezirk Bosque de
la Herrería in jedem Herbst neu mit einer
bezaubernden Farbsymphonie. Nur schwerlich
ist das “Madrid Villa y Corte” - die Haupt-
und Hofstadt - ohne die traumhaft schönen
Naturschutzgebiete seiner Umgebung zu
begreifen.
DAS WESEN MADRIDS
Bei den verschiedenen Rundgängen, überall in
verlockender Nähe von Kneipen, Restaurants,
Cafés und ‘mentideros’, gewissen
‘Klatschmärkten’ - von denen es immer noch
eine ganze Anzahl in der Stadt gibt -
bietetMadrid immer wieder Gelegenheit, seine
glanzvolle Vergangenheit zu bestaunen, ohne
dabei auf die Annehmlichkeiten der Gegenwart
zu verzichten. Madrid ist und bleibt seine
eigene Geschichte, Verkörperung seiner
Vergangenheit, ganz gewiss, doch istMadrid
heute zu Anfang des 21. Jahrhunderts vor
allem eine Stadt voller Lebenslust, Dynamik
und pulsierender Geschäftigkeit, Schauplatz
von Kunst und Kultur aus allerWelt. Direkt
neben der ‘Kunstallee’ oder ‘Museumsmeile’,
zwischenMuseo del Prado und vorbei an der
privaten Kunstsammlung Thyssen-Bornemisza,
einer der bestbestückten weltweit, bis
zumMuseo Reina Sofía, betreiben auch die
Straßenmaler ihr eigenes lebendigesMuseum an
der Plaza Mayor. Rund um das Opernhaus
Teatro Real oder die Staatliche Konzerthalle
Auditorio Nacional, wo die besten
Gesangsveranstaltungen und die ersten
Orchester derWelt zu Gast sind, gibt es eine
Vielzahl von Lokalen, dieMusik live bieten:
Jazz, Folk und Blues, ganz zu schweigen vom
Flamenco, spielen in ständigem Wechsel die
nächtlicheMelodie einer Stadt, die bei den
Herbstfestivals und anderen Anlässen
kulturell ihren absoluten Höhepunkt erlebt,
wobei Musik und Theater die glanzvollen
Hauptdarsteller bilden. In den Straßen, wo
einst Cervantes und Quevedo wandelten,
verkehren heute die bedeutendsten
Schriftsteller spanischer Sprache der
Jetztzeit, denen man leicht in irgendeinem
Café oder bei einem beliebigen kulturellen
Ereignis begegnen kann. Und dennoch wird all
dies – Sehenswürdigkeiten, Gärten, Kultur –
noch überragt von der Anziehungskraft der
Stadt selbst, die im persönlichen Charme
Madrids ruht, das heißt in der Stadt und in
ihren Bewohnern. Das ureigene Madrider
Milieu, das echte unverfälschte ‘Madrid
castizo’ ist überall präsent: in den
ausgedehnten corralas de vecinos,
altstädtischen Innenhöfen, Treffpunkt der
buntgemischten Hausgemeinschaft, wo wichtige
Entscheidungen getroffen werden oder sogar
Theater gespielt wird, oder in den
volkstümlichen Straßenbildern der
Zuckerwerkverkäufer, wie sie auch das
Musiktheater der Zarzuela “Agua, azucarillos
y aguardiente” von Chueca offenbart - und
lebt Seite an Seite mit dem modernen
weiträumigen Madrid mit seinen breiten
Avenidas, Boulevards und Einkaufszentren,
das leicht begehbar und bequem zu
durchqueren ist. Festliche Anlässe wie die
fiestas patronales de San Isidro,
Patronatsfeste zu Ehren dieses heiligen
Bauern, der nach Gómez de la Serna jedes
Jahr im Mai “zu Anisbrezeln einlädt”, bieten
die ideale Gelegenheit, das urwüchsige
Madrid
einschließlich seiner berühmten Stierkämpfe
zu entdecken. Die ‘waschechten’
selbstbewussten Madrider Burschen, die
‘chulos’, die ihre typische parpusa, eine
Madrider Schirmmütze, tragen, und die
dazugehörigen ‘manolas’, die sich mit einer
üppigen knallroten Nelke im Haar schmücken,
gehören als Protagonisten zu einem
traditionellen und beliebten Volksfest rund
um die Kapelle und den Wiesengrund der
ermita de San Isidro, das mit Musik und
Tanz, Kirmes, Verkaufsständen und
Ausflugslokalen das Urtümliche vergangener
Zeiten widerspiegelt. Im Sommer
verführtMadrid mit unzähligen
Straßenlokalen, seinen beliebten ‘terrazas’
- imWinter verwöhnt es mit Tavernen (tascas)
und leckeren Appetithäppchen (tapas).
DieMetropole lebt rund um die Uhr, kommt nie
zur Ruhe, weder tags noch nachts; eine
Stadt, wo viel geredet und gelacht wird;
schnelllebig - doch immer bemüht, einen
kurzen Augenblick der Kameradschaft, des
Gesprächs, der geistigen Zerstreuung zu
erhaschen. Die aufgeschlossene und
kontaktfreudigeWesensart der ‘Madrileños’
ist die beste Visitenkarte einerWeltstadt,
in der niemand sich als Fremder fühlt und
ein jeder schon nach kurzen Stunden des
Aufenthaltes das Gefühl hat, schon immer
hier gelebt oder gerade hier sein ganz
persönliches Plätzchen in derWelt gefunden
zu haben. “De Madrid al cielo”, vonMadrid in
den Himmel – so sagt das Sprichwort. Und der
kesse Urmadrider erwidert: “Und ein
Guckloch, um darauf hinabzuschauen”. |
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